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Spectrum-Rakete von Isar Aerospace: Kurz nach dem Start abgestürzt und explodiert

Am 30. März 2025 sorgte die Jungfirma Isar Aerospace für reichlich Gesprächsstoff, als ihre zweistufige Orbitalrakete Spectrum während ihres allerersten Testfluges kurz nach dem Start außer Kontrolle geriet, zurück zur Erde fiel und in einer heftigen Explosion endete.

Ein historischer, aber turbulenter Erstflug

Der Start der 28 Meter hohen Spectrum-Rakete – entwickelt, um Kleinsatelliten mit bis zu einer Tonne Nutzlast in den Orbit zu befördern – war der erste Versuch, Europas erste vollständig private Orbitalrakete zu zünden. Der Testflug, unter dem Motto „Going Full Spectrum“ geführt, sollte vor allem dazu dienen, umfangreiche Flugdaten zu sammeln und die Funktion des eingebauten Flugabbruchsystems zu validieren. Doch bereits 18 bis 30 Sekunden nach dem Abheben geriet das Steuerungssystem ins Straucheln. Die Triebwerke lieferten zwar den erwarteten Schub, doch offenbar reagierte die Regelung zu heftig auf kleine Abweichungen. Das Ergebnis: Die Rakete begann zu taumeln, verlor die Kontrolle und stürzte – nahe dem Startkomplex – zur Erde zurück, wo sie kurz darauf explodierte.

Ursachen und Reaktionen

Erste Analysen deuten darauf hin, dass es möglicherweise an einer fehlerhaften Abstimmung zwischen Sensordaten und der Steuerungssoftware lag. Einige Experten spekulieren zudem, dass auch Hardwareprobleme, wie verzögert reagierende Aktuatoren, eine Rolle gespielt haben könnten. Isar Aerospace hat bislang noch keine detaillierte technische Stellungnahme veröffentlicht, will aber die gewonnenen Flugdaten nutzen, um etwaige Mängel schnellstmöglich zu beheben.

Obwohl der Flug als „Fehlschlag“ gewertet wird, betonte CEO Daniel Metzler nach dem Vorfall:
„Unser Ziel war es, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Selbst wenn wir nicht orbit erreichen, ist jeder Flug ein Schritt in die richtige Richtung.“
Diese Einstellung erinnert an die Geschichte vieler Pionierprojekte in der Raumfahrt, bei denen Erstflüge fast immer mit unerwarteten Schwierigkeiten verbunden waren.

Ausblick in die Zukunft

Die Spectrum-Rakete ist Teil eines ehrgeizigen Konzepts von Isar Aerospace, das langfristig den Zugang zum Weltraum für kleine Satelliten vereinfachen und dabei auch flexibel auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse eingehen soll. Mit bereits in Planung befindlichen zweiten und dritten Testflügen will das Münchner Start-up aus den gewonnenen Erkenntnissen lernen und seine Technik weiter optimieren.

Der Absturz des ersten Fluges unterstreicht einmal mehr, dass Raumfahrt ein komplexes Unterfangen ist – insbesondere für neue Unternehmen. Dennoch gilt der Test als ein wichtiger Meilenstein, denn das Sammeln von Echtzeitdaten ist für die Weiterentwicklung essenziell. Mit einer Erfolgsbilanz, die auch bei etablierten Firmen oft mit Rückschlägen beginnt, bleibt abzuwarten, wie schnell Isar Aerospace den nächsten, verbesserten Flug realisieren kann.

Die Spectrum-Rakete von Isar Aerospace im Vergleich

Die Spectrum-Rakete von Isar Aerospace ist eine der vielversprechendsten neuen Trägerraketen in Europa. Entwickelt, um kleine und mittelgroße Satelliten kosteneffizient in den Orbit zu bringen, tritt sie in direkte Konkurrenz zu anderen kommerziellen Leichtträgerraketen wie der Electron von Rocket Lab und der Firefly Alpha von Firefly Aerospace.

Technische Daten im Vergleich

RaketeHerstellerHöheDurchmesserNutzlast in LEONutzlast in SSO
SpectrumIsar Aerospace28 m2,0 m1.000 kg700 kg
ElectronRocket Lab18 m1,2 m300 kg200 kg
Firefly AlphaFirefly Aerospace29 m1,8 m1.375 kg1.000 kg

Triebwerke der Spectrum-Rakete

Die Spectrum-Rakete wird von flüssigbetriebenen Triebwerken angetrieben, die mit einer Kombination aus flüssigem Sauerstoff (LOX) und Propan arbeiten. Diese Treibstoffwahl sorgt für eine effiziente Verbrennung und reduziert gleichzeitig die Umweltbelastung im Vergleich zu herkömmlichen Kerosin-basierten Raketenantrieben.

  • Erste Stufe: Die erste Stufe der Spectrum ist mit neun Triebwerken ausgestattet, die gemeinsam für den nötigen Schub sorgen, um die Rakete in den unteren Teil der Atmosphäre zu bringen.
  • Zweite Stufe: In der zweiten Stufe kommt ein einzelnes optimiertes Vakuumtriebwerk zum Einsatz, das die Nutzlast präzise in die gewünschte Umlaufbahn befördert.

Diese Triebwerkskonfiguration ähnelt dem Ansatz von SpaceX mit der Falcon 9 und bietet eine hohe Effizienz bei gleichzeitig geringer Komplexität.

Vergleich und Analyse

  • Größe und Bauweise: Die Spectrum ist mit 28 Metern Höhe und 2 Metern Durchmesser größer als die Electron (18 m, 1,2 m) und vergleichbar mit der Firefly Alpha (29 m, 1,8 m). Sie bietet eine robuste Bauweise für den Transport größerer Satelliten.
  • Nutzlastkapazität: Mit einer Fähigkeit, bis zu 1.000 kg in einen niedrigen Erdorbit (LEO) zu bringen, liegt die Spectrum zwischen der leichteren Electron (max. 300 kg) und der leistungsstärkeren Firefly Alpha (bis zu 1.375 kg).
  • Zielmarkt: Während die Electron sich vor allem für den Transport kleinerer Satelliten eignet, positioniert sich die Spectrum als vielseitige Option für eine mittlere Nutzlastklasse. Die Firefly Alpha bietet zwar die höchste Nutzlast, operiert aber ebenfalls in einem ähnlichen Marktsegment wie Spectrum.

Fazit

Die Spectrum-Rakete von Isar Aerospace bietet eine starke Kombination aus Nutzlastkapazität und kosteneffizienter Technologie. Sie schließt die Lücke zwischen der kleineren Electron und der leistungsfähigeren Firefly Alpha und stellt eine attraktive Option für europäische und internationale Satellitenbetreiber dar. Mit ihrem anstehenden Erstflug könnte sie Europas Antwort auf den wachsenden Markt der privaten Raumfahrt sein.